In diesem Jahre (1980), in dem der weltbekannte Dom zu Köln die Jahrhundertfeier seiner Vollendung begehen kann, blickt auch unsere kleine Winkelser Dorfkirche auf hundert Jahre ihres Bestehens zurück. Nun denke niemand, wir wollten etwa in einem Anfall von Größenwahn die beiden Gotteshäuser miteinander vergleichen. Über den Kölner Dom und seine Entstehungsgeschichte ist sehr viel gesagt, geschrieben und gedruckt worden. Sogar der Kölner Karneval stand in diesem Jahre in seinem Zeichen mit dem Motto: "M`r losse de Dom verzelle." Etwas Ähnliches - allerdings in sehr bescheidenem Maßstabe - wird hier versucht: unsere Dorfkirche soll von sich erzählen. Genauer gesagt, wir schlagen die Pfarrchronik und die Schulchronik auf und lesen interessiert, was die Chronik erzählt. Bei dieser Arbeit war mancherlei Hilfe vonnöten. Wir schulden dafür dem Pfarrgemeinderat Dank. Darüber hinaus sind wir den beiden Frauen zu besonderem Dank verpflichtet, die Geduld, Zeit und Sorgfalt darauf verwendet haben, um ein Manuskript herzustellen, aus dem eine Art Jubiläums - Festschrift entstehen konnte. Was der Leser jetzt in den Händen hält, sei der Generation gewidmet, die den Wohlstand nicht kannte, wohl aber arme, ja böse Zeiten. Was sie geschaffen haben, die vor uns lebten und wirkten, welcher Opfermut und welche Glaubensüberzeugung sie beseelte, das sei uns ein Vermächtnis, das zu Nachdenken anregt. Lebt dieser Geist noch in der jetzigen Generation?
Jahrhundertelang mußten die Gläubigen aus Winkels ohne eigene Kirche auskommen und die Pfarrkirche in Mengerskirchen besuchen. Der Weg nach Mengerskirchen beträgt etwa 3 km. Er ist vor allem im Winter und bei schlechtem Wetter beschwerlich zu gehen. Daher war der Wunsch der Winkelser, ein eigenes Gotteshaus zu haben, durchaus verständlich. Die Genehmigung zum Kirchbau mußte die Landesregierung erteilen. Ein schriftliches Gesuch wurde erstmals im Jahre 1754 eingereicht. Es wurde abgelehnt. Einen zweiten Antrag, der im Jahre 1830 gestellt wurde, erging es nicht besser. Doch die Winkelser ließen sich nicht entmutigen. Bereits im Jahre 1859 unternahmen sie zum drittenmal einen Versuch. Sie wurden, wie die beiden ersten Male, abgewiesen. Bis zum Jahre 1866 war die Nassauische Landesregierung für Winkels zuständig. Dann wurde das Land Nassau Preußen einverleibt. Was die Nassauer immer abgelehnt hatten, die Preußen genehmigten es. So konnte im Jahre 1879 der Bau eines kleinen Kirchleins begonnen werden. Als bleibende Erinnerung wurde ein "Eckstein" gesetzt. Er befindet sich am Eingang der alten Kirche, rechts vom Missionskreuz in der unteren Ecke. Die Aufschrift lautet "Lapis Angularis Anno 1879", zu deutsch: Eckstein im Jahre 1879.
So besitzt Winkels seit 1880 eine eigene Kapelle. Am Sonntag nach Martini (14.11.1880) benedizierte Pfarrer Noll von Mengerskirchen die neue Kirche in Winkels. Die Kosten zum Kirchenbau waren aufgebracht worden durch freiwillige Beiträge, durch Kollekten in Winkels und Nachbarorten und durch Unterstützung der Freifrau von Dungern in Weilburg. Bis 1900 stand die Kapelle auf den Namen des Bürgermeisters Strieder. Erst in diesem Jahr konstituierte sich ein Kapellenvorstand, vom bischöflichen Ordinariat und der Regierung anerkannt. Gottesdienst wurde in der Kapelle je nach Bestellung ein- oder mehrere Male in der Woche gehalten. Sonntags mußten die Bewohner von Winkels, wie früher, dem Gottesdienst in Mengerskirchen beiwohnen. Bald erwies sich die Pfarrkirche in Mengerskirchen als zu klein für beide Gemeinden. Infolgedessen stellten sich Unzuträglichkeiten, ja Streitigkeiten ein. Zu dem wünschte Winkels auch an Sonntagen regelmäßig Gottesdienst in der eigenen Kapelle. Es blieb jedoch lange Zeit bei dem Wunsche. Da wurde Anfang 1910 vom Kirchenvorstand in Mengerskirchen der Plan erwogen, die Pfarrkirche zu vergrößern. Zu den neuen Kirchensteuern, die durchaus nötig waren, sollte natürlich auch die Filialgemeinde Winkels herangezogen werden. Von Seiten der Gemeinde Winkels fand jedoch dieser Plan keine Billigung. Vielmehr arbeitete man jetzt mit allen Mitteln daraufhin, Winkels zu einer selbständigen Seelsorgestelle, zu einer Expositur zu machen. Pfarrer Hörter von Mengerskirchen war dieser Plan zunächst nicht zugetan, ließ sich jedoch für ihn gewinnen und auch die königliche Regierung unterstützte ihn. Das bischöfliche Ordinariat verlangte zur Gründung der Expositur - ein Fonds hierfür war nicht vorhanden - daß ein Kapital von 35.000 Mark an die Bistumskasse bezahlt werden sollte. Man war nicht wenig überrascht über die Opferwilligkeit der Gemeinde, daß wenige Tage, nachdem die Forderung gestellt war, das verlangte Kapital ausgeliefert wurde. Somit gab das bischöfliche Ordinariat seine Zustimmung und die Expositur Winkels war gegründet.
Die erste und notwendige Sorge war zunächst für die innere Ausstattung der Kirche die Beschaffung der Paramente, denn es war fast nichts vorhanden. Durch die Unterstützung einzelner Wohltäter und einzelner Paramentenvereine aus der Umgebung war die Not bald ohne weitere Belastung der Gemeinde abgeholfen. Die Kirche besaß jetzt eine würdige innere Ausstattung. Trotz der großen Teuerung, die nach dem Ersten Weltkrieg einsetzte, konnte die Innenausstattung der Kirche fortgesetzt werden. Eine Winkelser Familie stiftete eine herrliche, holzgeschnitzte Herz-Jesu-Statue mit entsprechendem Sockel. Sie wurde geliefert von der Firma Josef Schmalzl in Sankt Ulrich, Grödnertal (Tirol). Der großen Opferwilligkeit der Gläubigen war es zu verdanken, daß die Kirche im Herbst 1919 ausgemalt werden konnte. Bis dahin war das Innere der Kirche in einem wenig schönen Zustand. Eine Sammlung von Haus zu Haus ergab über 3.000 Mark, so daß noch ein nicht unbedeutender Überschuß erzielt werden konnte, Die Ausmalung wurde vorgenommen von einheimischen Malern und Anstreichern unter Leitung von Malermeister Hartmann aus Limburg, der auch die kleinen Bilder im Chor malte. Die ganze Renovierung der Kirche kostete etwa 1.600 Mark. Längere Zeit zogen sich die Verhandlungen hin, die mit der Firma Josef Schmalzl in Sankt Ulrich wegen der von Pfarrer Schräder bestellten drei Statuen (Himmelskönigin, Sankt Josef und Schmerzhafte Mutter) geführt wurden. Bestellt waren die beiden ersten Statuen zu je 450 Mark und die letztere zu 480 Mark. Herr Schmalzl forderte, durch die gewaltige Teuerung und Inflation veranlaßt, zunächst Zahlung in Schweizer Franken, was ein Betrag von damals über 13.000 Mark ausgemacht hätte. Schließlich gab er sich zufrieden mit Zahlung in italienischen Lire, was 4.500 Mark ausmachte, der ursprünglich geforderte Preis war von drei Winkelser Familien gleich bei der Bestellung gezahlt worden. Zur Deckung des Restbetrages wurde eine Hauskollekte abgehalten, die bei der Opferwilligkeit der Gläubigen 2.900 Mark erbrachte.
Nach Aufstellung der Statuen wurden sie am 5. Dez. 1920 feierlich eingeweiht. Im Laufe des Jahres 1923 wurde der alte Altar durch einen neuen ersetzt. Zeichnung dafür machte der damalige Pfarrvikar. Die Schreiner-, Schnitz- und Anstreicharbeiten wurden von Winkelser Handwerkern kostenlos ausgeführt. Nur das Material wurde bezahlt. Am 9. Dez. 1923 wurde das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Die Zeichnung hatte ebenfalls der damalige Pfarrvikar angefertigt. Ausgeführt wurde das Denkmal von Maurern der Gemeinde. Ebenso wurden die Steinmetzarbeiten in Winkels geleistet.
Am 6. Dez. 1924 beschloß der Kirchenvorstand einstimmig den Bau eines eigenen Pfarrhauses. Als Bauplatz wurden die Grundstücke von Familie Gastwirt Eckert und Familie Landwirt Ruckes - wohnhaft in Lahr - käuflich erworben. Gastwirt Eckert erhielt als Entgelt die frühere Baumschule der Zivilgemeinde, während der Familie Ruckes auf ihr Verlangen 25 Mark für die Rute bezahlt wurden. Am letzten Tag des Monat März wurde mit dem Fundament des neuen Pfarrhauses begonnen. Es sollte nach seinem Erstehen nach dem Namen des derzeitigen Pfarrers dem heiligen Josef geweiht werden. Nun begann im Dorf ein reges Leben. Viele halfen mit z.B. durch Anfahren der Steine usw. Ein neuer Weg wurde zuvor angelegt, da die Verbindung der Probbacher Straße mit dem Oberdorf nur durch einen 1,5 m breiten Fußpfad hergestellt war. Gegen Ende April war der Sockel des Pfarrhauses fertig und dann ging es munter aufwärts in die Höhe. Die Fundamentsteine waren während des Winters auf dem Galgenberg gebrochen worden, in demselben Acker, der auch die Fundamentsteine für die Kirche geliefert hatte. Für den übrigen Hausbau wurden wieder Zementschwemmsteine benutzt. Am 6. Juni 1925 wurde das Gebälk des Daches aufgerichtet. Bis hierhin waren alle Arbeiten kostenlos geleistet worden, was nur durch die einmütige, opferwillige Zusammenarbeit der Gemeinde Winkels möglich war. Das schwierigste Kapitel des Hausbaus war die Beschaffung des Geldes. Die früher gesammelten Kapitalien waren durch die traurige und folgenschwere Inflation wertlos geworden. So mußte wieder von vorne begonnen werden mit der Sammeltätigkeit. Es wurden, seitdem das Geld wieder wertbeständig war, jeden Sonntag von den Schulkindern Baugelder gesammelt. Außerdem hielt der Ortspfarrer zwei Kollekten ab von Haus zu Haus, von denen die erste 1.411 Mark, die zweite 983 Mark ergaben. Ferner wurden die Gewinne der Theaterveranstaltungen usw. dem Baufonds zugeführt, so daß auf diese Weise bis zur Fertigstellung des Hauses von der Gemeinde Winkels 4.018,83 Mark aufgebracht wurden. Von auswärts gestiftet wurden 983 Mark. Aufgenommen leihweise wurden 4.600 Mark zu 6 % Zinsen. Die Einweihung des Pfarrhauses erfolgte am 8. September 1925, verbunden mit der Feier des Kirchenpatronsfestes. Die Einweisung vollzog Difinitor Pfarrer Menges von Mengerskirchen. Die Gesamtkosten hatten sich auf 15.000 Goldmark belaufen. Im Frühjahr 1926 wurde um das neu erworbene Gartengelände des Pfarrhauses ein Zaun angelegt. Kostenpunkt 500 Mark. Zur selben Zeit wurden Pfarrhaus und Kirche mit elektrischer Lichtanlage versehen, was sich ebenfalls an Kosten auf 500 Mark belief. Die Restfinanzierung des neu erbauten Pfarrhauses war infolge der Arbeitslosigkeit der kommenden Jahre mit allerlei Sorgen und Schwierigkeiten verbunden. Doch es ließ sich jetzt schon sagen, daß bis auf einen unbedeutenden Restbetrag alles bezahlt werden konnte. Keller und Speicher des Pfarrhauses waren allerdings noch immer im Rohbau, doch auch das, so hoffte man, werde sich wohl in absehbarer Zeit beheben lassen, da ja die Arbeitslosigkeit, namentlich in erster Linie die der baugewerblich Tätigen zu Beginn des "Dritten Reiches" erfreulicherweise überwunden werden konnte. Somit kamen auch die Winkelser mit als die "Erstberufenen" wieder ins Arbeitsverhältnis. Auch in dieser schweren Zeit bewährten sie sich als durchaus zuverlässig und glaubenstreu. Von September bis Oktober 1938 wurden Keller und Speicher des Pfarrhauses, die bis dahin noch im Rohbau waren, fertiggestellt. Beide wurden betoniert, der Keller dazu noch drainagiert zwecks Trockenlegung. Daß diese Fertigstellungen von Keller und Speicher erst jetzt erfolgen konnten, hatte seinen Grund in der Finanzlage der Pfarrvikarie von Winkels und in dem Vorhandensein anderer dringlicher Aufgaben. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Herbst 1952, wurde das Pfarrhaus verputzt und außen gestrichen. Früher war der Farbton, wie bei der alten Schule, dunkel gewesen. Jetzt wurde ein heller Ton gewählt. Im Jahre 1953 wurde auch der Gartenzaun in dem noch fehlenden Teil ergänzt und während der Sommerferien in einem hellen, zum Pfarrhaus passenden, Farbton gestrichen. Im Oktober 1963 begannen am Pfarrhaus umfangreiche Instandsetztungsarbeiten. Es ging dabei nicht nur um Reparaturen, sondern auch um notwendige Ergänzungen. Die Kosten waren mit 25.000 DM veranschlagt und vom Bistum zur Verfügung gestellt. Im einzelnen wurden ausgeführt: Erweiterung des Arbeitszimmers im ersten Stock durch Beseitigung der Trennwand und Einbeziehung der Veranda. Anbau eines Bades über der Speisekammer. Anbau eines neuen Hauseinganges, fließendes Wasser in drei Zimmern, um nur die wichtigsten Arbeiten zu nennen. Bis Ende des Jahres 1963 waren die vorgenannten Arbeiten im wesentlichen vollendet. Nach dem Eintritt milderen Wetters begann der letzt Teil: Bau einer neuen Kläranlage. Erwähnt sei noch, daß im Lauf der kommenden Jahre eine moderne Ölheizung eingebaut wurde. Türen und Fenster wurden im ganzen Haus erneuert und Rolläden angebracht. In den letzten Jahren wurde das Dach repariert. Das Pfarrhaus erhielt einen Außenanstrich in den "päpstlichen" Farben. Gelb und weiß.
Erster Expositus in Winkels wurde am 1. September 1910 Dr. Richard Flügel. In feierlicher Weise und mit großer Begeisterung wurde er von der Gemeinde empfangen. Allein seines Bleinbens war nicht lange. Nach acht Tagen reiste er ab, um, wie er sagte, den Transport seiner Möbel zu veranlassen. Er kehrte jedoch, krankgemeldet, nicht mehr nach Winkels zurück. Wegen des herrschenden Priestermangels konnte die Bischöfliche Behörde die Expositur vorläufig nicht wieder besetzen und beauftragte Herrn Pfarrer Hörter von Mengerskirchen mit der Wahrnehmung der Seelsorge und des sonntäglichen Gottesdienstes. Am 1. April 1911 wurde der Rektor am Marienkrankenhaus in Frankfurt Adolf Stemmler zum Expositus ernannt. Er blieb bis 15. April 1915 Seelsorger von Winkels. Dann wurde er zum Pfarrer von Oberweyer bei Limburg ernannt. Sein Nachfolger wurde Kaplan Schräder, bisher am Dom zu Frankfurt am Main. Er blieb über den Ersten Weltkrieg hinaus bis zum 1. Nov. 1919 in Winkels, dann wurde er als Pfarrer nach Oberelbert bei Montabaur versetzt. In der Chronik schrieb er: "Wenn auch die Seelsorge in Winkels, wie überall in dieser Zeit manche Schwierigkeiten mit sich brachte, wenn auch der Pfarrer nicht in den rosigsten Verhältnissen lebte, so kann ich doch allgemein sagen, daß ich in Winkels schöne Tage verlebt und besonders auch manche seelsorgliche Freude gehabt habe. Der Abschied von der Gemeinde, in der ich viereinhalb Jahre tätig war, ist mir recht schwer gefallen. Ich scheide von Winkels mit dem Wunsche, Gott möge die Pfarrgemeinde weiter mit seinem Segen begleiten". Nachfolger von Pfarrvikar Schräder wurde der zuvor wegen schwerer Krankheit beurlaubte Kaplan Anton Dey. Er blieb in Winkels bis zu 1.April 1923. Dann verließ der die Gemeinde, um die Pfarrei Nassau zu übernehmen. Sein Abschiedswort in der Chronik lautet: Winkels wird mir als eine gute, opferwillige und den Anordnungen der Geistlichen willig Folge leistende Gemeinde im Gedächtnis bleiben. Als Nachfolger von Pfarrvikar Dey wurde am 1. Juli 1924 der seitherige Kaplan an der Deutschordenskirche zu Frankfurt/Main-Süd, Josef Hans, als Pfarrvikar nach Winkels versetzt. Er hat sich mit der Erbauung des Pfarrhauses ein wohl dauerndes Denkmal gesetzt. Als er 1928 Winkels verließ, wurde er Pfarrer von Nauort, danach von Aßmannshausen und schließlich von Ellar. Im Ruhestand lebte er in seinem Geburtsort Thalheim. Er konnte am Ostermontag 1964 als Geistlicher Rat sein Goldenes Priesterjubiläum in Thalheim feiern. Die Verbindung mit Winkels war auch nach seinem Fortgang nie abgerissen. So ist es nicht zu verwundern, daß die Gemeinde offiziell bei der Feier vertreten war und ein Geldgeschenk überreichen ließ. Als Nachfolger von Pfarrer Hans kam am 1. Mai 1928 nach Winkels Josef Gernand, zuletzt Kaplan in Hofheim im Taunus. Er traf in Winkels noch verhältnismäßig günstige Zustände an, denn trotz der immer mehr um sich greifenden Arbeitslosigkeit standen die Winkelser Männer und Jungmänner damals noch fast alle im Arbeitsverhältnis als Maurer, Stukkateure, Zimmerleute usw., überwiegend also als Bauhandwerker oder Bauarbeiter. 22 Jahre wirkte Pfarrvikar Gernand in Winkels. Er erlebte und erlitt die Prüfungen im "Dritten Reich", wie die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Am 1. Oktober 1950 wurde er in den Ruhestand versetzt. Nach würdiger Feier am Abend des 8. Oktober nahm er Abschied von Winkels. Von 1950 bis zu seinem Tode lebte er in seiner Geburtsstadt Limburg. Dort starb er am 21. April 1964. Am 2. Oktober hätte er auch sein Goldenes Priesterjubiläum dort feiern können. Leider konnte er in den letzten Jahren nicht mehr die Heilige Messe zelebrieren. Er war fast erblindet. Nachfolger von Pfarrvikar Gernand wurde am 10. Okt. 1950 Kaplan Josef Giesen, der zuletzt Pfarrverwalter zu Erbach im Taunus gewesen war.
Im Jahre 1937 wurde innerhalb eines halben Jahre an dem Feldkreuz, das sich an dem Weg nach Reichenborn an der Abzweigung befindet, zweimal der Christuskörper (Kruzifixus) zerschlagen. Beide Male wurde eine gut besuchte Sühneandacht gehalten. In dieser Andacht wurde der neu angeschaffte Christuskörper gesegnet. Er wurde als Ersatz des freventlich zerschlagenen an das Kreuz nach Reichenborn gebracht. Das hochheilige Fronleichnamsfest am 16. Juni 1938 mußte ohne Flaggenschmuck gehalten werden. Gemäß den Vorschriften des Reichsgesetzes durften die Häuser nicht mehr geflaggt werden. Nur Kirche und Pfarrhaus durften mit Fahnen geschmückt sein. Die erhabene Prozession konnte auch ohne Flaggenschmuck der Häuser ergreifend schön gehalten werden. Schlimmer war es allerdings während des Zweiten Weltkrieges. Aus Gründen der Luftgefahr durfte schon 1940 keine Fronleichnamsprozession mehr gehalten werden. Ebenso mußte auch leider am 15. August, am Feste Mariä Himmelfahrt, die althergebrachte Prozession nach dem Heiligenhäuschen im Dillhäuser Wald unterbleiben.
Trotzdem fand dort eine Muttergottesfeier statt mit Predigt und Andacht. Die Zahl der Teilnehmer, die von den Nachbarorten dazu herbeigekommen war, war außerordentlich groß. Auch sonst besuchten die Gläubigen erfreulicherweise das Heiligenhäuschen recht oft. Bei gutem Wetter manche sogar täglich, besonders an den langen Sommerabenden. Dort wurde bei der lieben Gottesmutter angehalten für all die schweren Anliegen der Kriegszeit. Namentlich wurde gebetet für die Soldaten und um einen baldigen gerechten Frieden. Wohl unter dem Eindruck dieser Prüfungen reifte in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als religiöse Furcht heran:
Mit dem 1. September 1939, dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, gab es auch in Winkels allerhand Erschütterungen. Eine Anzahl Männer, die zum Teil schon den Weltkrieg von 1914 bis 1918 mitgemacht hatten, war schon für den Krieg in Polen einberufen worden. Nunmehr erfolgte auch schon so manche weitere Einberufung. Seit dem 1. November 1939 hatten wir Einquartierungen in Winkels. Es gefiel den Soldaten hier sehr gut: "Wir sind hier in Winkels förmlich zu Besuch, so nett und zuvorkommend werden wir hier behandelt." Diese Worte sagte ein Soldat dem Ortspfarrer.
Am 25. Februar 1940 war die Einquartierung deutscher Soldaten zu Ende. Rund 4 Monate hatte sie gedauert. Aber bereits neue Quartiermacher waren schon erschienen. Dreimal hatten wir Einquartierungen. Die zweite dauerte knapp 4 Wochen. Die dritte ab März bis zum 10. Mai. Die Soldaten waren durchweg nett, freundlich und auch hilfsbereit. Der Krieg forderte viele Opfer, nicht nur Opfer an Leben, auch Opfer der verschiedensten Art. Die erste Nachricht, daß ein Soldat aus Winkels gefallen war, kam am 29. Juli 1941. Von da an kamen in fast regelmäßigen Abständen weitere Todesnachrichten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges mußte festgestellt werden, daß die Zahl der Vermißten und Gefallenen mehr als dreimal so hoch war wie im Ersten Weltkrieg. Es war selbstverständlich, daß die Namen der Gefallenen ebenfalls im Eingang der Kirche besonderes Ehrenmal der Vergessenheit entrissen werden sollten. Um die Mitte des Jahres 1943 wurde in dem am tiefsten in den Baugrund hinabreichenden Raum des Pfarrhauskellers ein Sicherheitsraum (Bunker) eingerichtet, der zugleich als Hilfsrettungsstation dienen sollte. Daher wurde er mit dem nötigen Sicherheit- und Sanitätsmaterial ausgerüstet.
Zerstört oder schwer geschädigt wurden sechs Häuser mit Stallungen und Scheunen. Außerdem wurden sehr viele Häuser leichter beschädigt, besonders nach dem Unterdorf zu. Im ganzen Dorf wurden viele Dächer abgedeckt und Fensterscheiben zertrümmert. Im Pfarrhaus wurden nur zwei Türen (Speicher und Speisekammer) herausgeschleudert. Dafür erlitt leider unsere Kirche um so schwerere Schäden. Zum Beispiel an der Bedachung, den Fenstern und den Türen, ja stellenweise besonders nach dem Chor zu war sie - laut mehrfacher sachverständiger Feststellung - bis in die Grundfesten hinein erschüttert. Leider waren auch drei Todesopfer zu beklagen: Wilhelm Eckert ( geboren am 14 August 1885), dessen Tochter Theresia Eckert (geb. am 23. Okt. 1909) und Peter Vorländer (geb. am 3. Okt. 1913). Die beiden Letztgenannten waren ledig. Theresia starb noch am 26. November. Ihr Vater und Peter Vorländer starben am Sonntag, dem 28. November, im Städtischen Krankenhaus zu Weilburg. Durch die Erschütterungen der Bombenexplosionen und des Flugzeugabsturzes war die Fernsprechleitung schwer geschädigt worden. Infolgedessen kamen ärztliche Hilfe und Krankenautos erst gegen 24.00 bzw. 1.00 Uhr nachts, das heißt (ohne jemandes Verschulden) für die drei Schwerverletzten viel zu spät. Die drei Opfer wurden am Nachmittag des 2. Dezembers durch ein Staatsbegräbnis in einem gemeinsamen Grab beigesetzt. Das Requiem war am Montag des Beerdigungstages gehalten worden. Von Samstag, dem 27. November, bis Mittwoch , dem 1. Dezember mußte der Gottesdienst ausfallen bis unsere Kirche wieder notdürftig repariert war. Das Hochamt am Sonntag mußte in Probbach gehalten werden. Bisher war der Luftschutzraum im Pfarrhauskeller nicht allzu sehr beansprucht worden. Seit dem Flugzeugabsturz aber waren die Leute ängstlicher und vorsichtiger geworden. Bei Luftgefahr, vor allem am späten Abend und bei Nacht, waren es meist so viele, die hier Schutz suchten, daß für die Pfarrhausinsassen nur noch wenig oder gar kein Raum mehr in dem Bunker blieb. Immer mehr Ausgebombte aus den Städten trafen hier ein, vor allem Anverwandte von Winkelser Bürgern. Die "Einwanderer" waren Menschen, die wegen der Luftgefahr in den Städten Schutz und Sicherheit suchten oder aber bereits ausgebombt waren. Neuerdings wurden die Evakuierten aufs Land verteilt, so die Frankfurter Gegend auf den Oberlahnkreis. Kaum ein Haus bzw. eine Familie, die ohne Einquartierung Evakuierter war. Im Pfarrhaus wohnte seit dem 19. März 1944 die Frankfurter Lehrerin Gertrud Graf mit ihrer alten gelähmten Mutter. Zwei Räume standen den beiden zur Verfügung. Fräulein Graf war 1932 hier schon einmal mehrere Monate als Hilfslehrerin tätig und war daher in Winkels nicht unbekannt. Ab dem 1. November 1944 hielt in Winkels Militär Führerschulungskurse ab. Die Soldaten wohnten zum großen Teil im Schulgebäude, darüber hinaus aber auch in Privathäusern. Daraus ergaben sich neue Einschränkungen und Zwangsräumungen von Wohnungen. Auch unser Lehrer u. Organist, Herr Martin Sturm, mußte ausziehen. Der Unterricht mußte wegen der Inanspruchnahme der Schulsäle durch das Militär in einer Wirtsstube gehalten werden. Der Katechismus- und Religionsunterricht, den der Pfarrer hielt, war nicht beeinträchtigt, da wir ja sowieso schon seit Jahren die Pfarrstunden im Pfarrhaus abhielten. Im Jahre 1945 hatten wir 26 Erstkommunionkinder, davon waren 14 von auswärts 9 Mädchen und 5 Knaben. Auf Wunsch der großen Mehrheit der Mütter der Erstkommunionskindern wurde die Erstkommunion vorverlegt auf Palmsonntag, den 25. März. Diese Vorverlegung geschah aus zeitbedingten, sehr ernsten Gründen. Morgens um 7.00 Uhr begann bereits die würdige Feier. Sie verlief ohne Störung. Die letzten Tage des Krieges standen im Zeichen des Zusammenbruches und des Rückzuges. Immer wieder erschienen Soldaten vereinzelt oder in größeren oder kleineren Gruppen im Dorf. Wir gaben ihnen gerne was wir hatten, Brot, Äpfel, Kaffee und dergleichen. Die Nacht vom 25. auf den 26. März war eine Nacht voll Angst und Bange. Man hörte das unheimliche Getöse der anrollenden feindlichen Panzer, von Fliegertätigkeit, Feuerschein und dergleichen mehr, nicht zu reden. In derselben Nacht verweilte in unserem Pfarrhaus ein General mit seinem Stab von etwa 1.30 bis 5.00 Uhr morgens. Dann zogen die Herren wieder ab, nach allzu kurzer Ruhe, gezwungen durch den immer näher kommenden Feind mit seinen Panzern. Den Namen des Generals konnten wir nicht erfahren, noch auch irgend einen Namen aus seiner Umgebung. Auch die hiesige deutsche Besatzung war am Abend des 26. März abmarschiert. Die Nacht vom 26. auf den 27. März war wohl die schlimmste des zu Ende gehenden Krieges. Eine sich auf dem Marsch befindliche Kolonne von etwa 70 bis 80 Soldaten hatte sich im Oberdorf dem von neuem anrückenden Gegner gestellt, entschlossen auf den sogenannten Probeschuß der Panzer hin das Feuer zu erwidern und mit Panzerfaust und Panzerschreck vorzugehen. Dann wäre Winkels unter Artilleriebeschuß und unter Bombardierung geraten. Voller Todesangst weilte man in den Luftschutzräumen, auch in dem des Pfarrhauses. Dort wurde auch seit einem viertel Jahr schon das Allerheiligste bei Tag und Nacht aufbewahrt. Alle waren auf das Schlimmste gefaßt. Da kam gegen 2.00 Uhr nachts die Nachricht, die Panzer hätten offenbar bei Probbach Halt gemacht und die Soldaten hier - meist junge Leute - seien mit ihrem tollkühnen Leutnant abgezogen.
Am Dienstag, dem 27. März 1945, durchzogen amerikanische Panzer Winkels. Am Tag darauf begann die erste Besatzung für etwa einen Monat. Alsbald folgte eine zweite Besatzung, ebenfalls Amerikaner.
Vom 24. Bis 31. März 1946 war eine eucharistische Familienwoche, geleitet von Pallotinerpater Walter Schell aus Limburg/Lahn. Die Veranstaltung fand mit einer Lichterprozession und einer Jugendkundgebung mit einem Freudenfeuer auf dem Buchholz ihren stimmungsvollen Höhepunkt und danach in der Kirche ihren weihevollen Abschluß. Mit großer Befriedigung konnte Pater Schell, der wirklich unermüdlich gearbeitet hatte und dem kein Opfer zu schwer war, auf den schönen Erfolg zurückschauen. Während der eucharistischen Familienwoche hatte sich unsere Kirchenraumnot wieder so recht gezeigt und ausgewirkt. Daher nahm der Gedanke an einen Kirchenbau Form und Gestalt an. Pater Schell, den man ins Vertrauen zog, wußte in seiner begeisterten Art in einer besonderen Ansprache die Winkelser für den Kirchenbau zu begeistern. In erster Linie dank seiner Bemühungen kam die Sache ins Rollen. Schon am Samstag, dem 30. März, war eine Sitzung des Kirchenvorstandes mit dem Beschluß, alles daran zu setzten, daß diesmal der Kirchenbau zustande komme. Nach verschiedenen vorbereitenden Arbeiten konnte schon am 12. Mai in der Kirche eine Versammlung der ganzen Gemeinde stattfinden. Alle Anwesenden waren durchaus für das Bauen, die überwiegende Mehrheit für einen völligen Neubau. Drei Bauplätze wurden in Vorschlag gebracht, eine Baukommission wurde gewählt. Nachdem die bischöfliche Behörde sich mit dem Bauprojekt einverstanden erklärte, wurde der vorgeschlagene Architekt Hermann Maeckler (Firma Giefer & Maeckler) gewählt, zwecks Übernahme des Kirchenbaus. Von den drei vorgesehenen Bauplätzen wurde der neben dem Pfarrhaus als einzig in Frage kommend bezeichnet. Allerdings müßte noch anstoßender Grund und Boden dazu erworben werden. Herr Maekler legte alsbald einen Neubauplan in Skizze vor. Schon alsbald nach der "Volksabstimmung" am 12.Mai hatte man mit Steinbrechen und Splitterfahren begonnen. Die betreffenden Leute standen im Arbeitsverhältnis des Kirchenvorstehers und Bauunternehmers Josef Weier. Inzwischen kam man von der Planung eines völligen Neubaues ab, und zwar aus schwerwiegenden Gründen:
Somit kam man auf den schon seit Jahren vom Vorgänger des damaligen Pfarrvikars geplanten Erweiterungsbau zurück. Man blieb auf kircheneigenem Grund und Boden. Auch die bischöfliche Behörde war für diese neue und einfache Lösung. Man stellte in Aussicht, daß an eine baldige Genehmigung zu denken war. Am 12. September legte Architekt Maeckler den Plan des Erweiterungsbaues vor, der mit einigen erwünschten Änderungen gutgeheißen wurde. Am 24. September war die Unterzeichnung. Die Weiterreichung an die bischöfliche und staatliche Baubehörde versprach Herr Maeckler baldmöglichst. Am 4. Dezember stellte der Kirchenvorstand einen provisorischen Finanzierungsplan des Bauvorhabens auf, der seitens der Behörde nach Vorlage und Einsicht gutgeheißen wurde. Da die offizielle Genehmigung lange auf sich warten ließ und noch immer nicht eingetroffen war, ging es mit dem Kirchenbau langsam vorwärts. In der Kirchenvorstandssitzung vom 13. April wurde die Ausschreibung des Kirchenerweiterungsbaues beschlossen. Auswärtige Firmen lehnten ab. Die ältere Firma Josef Weier aus Winkels hatte von vornherein schon die Beteiligung an der Ausschreibung abgelehnt. So wurde am 17. Mai in der Kirchenvorstandssitzung in Gegenwart der Baukommission und des Herrn Architekten Maeckler die neugegründete Baufirma Johann Losacker, die allein einen Kostenvoranschlag eingereicht hatte, mit der Ausführung der Erweiterungsbaues beauftragt. Herr Maeckler ernannte das Mitglied der Baukommission, Bauingenieur Josef Diehl, zu seinem Bauführer. Zugleich konnte er die baldige amtliche Bauerlaubnis in Aussicht stellen. Mit den Ausschachtungsarbeiten, so sagte er, dürfe man ruhig schon beginnen. Da die bischöfliche Behörde, deren Ansicht man einholte, durchaus Herrn Maeckler beipflichtete, wurde am 7. Juni 1947 der erste Spatenstich getan. Die Ausschachtungsarbeiten jedoch gestalteten sich ungemein schwierig wegen des Vorkommens von Stein neben Stein. Viele waren von so gewaltiger Größe und - wegen des Verbotes und der Unmöglichkeit eines Sprengverfahrens - von kaum zu bewältigender Schwere. Bei der nächsten Sitzung des Kirchenvorstandes erklärte Herr Maeckler, alle der Genehmigung entgegenstehenden Schwierigkeiten seien beseitigt. Man könne nach Beendigung der Ausschachtungsarbeiten gleich mit dem Mauern beginnen. Dies geschah am 8. Juli. Einen Aufenthalt gab es, weil zwecks gründlicher Entwässerung des Baugeländes die Kanalisierungsrohre tiefer verlegt werden mußten. Da dies auch voll und ganz im Interesse der Zivilgemeinde lag, erklärte Herr Bürgermeister Michler, daß die Zivilgemeinde auch die betreffenden Arbeiten finanzieren werde. Nach Beendigung dieser Arbeiten ging dann der eigentliche Kirchenbau richtig voran. Ein Stamm älterer tüchtiger Arbeiter, mit den nötigen Handlangern, darunter auch vier Heimatvertriebenen, ging tüchtig ans Werk. Ununterbrochen wurde geschafft, denn es war Kalk in hinreichender Menge da. Schon seit Beginn des Steinbrechens hatten die Fuhrwerkbesitzer in schwerer opfervoller Arbeit die Steine angefahren und es hatten sich auf Verabredung hin einzelne Gruppen zusammengetan, um die Kraftwagen, welche den Schlackensand und Basaltsplit anfuhren, zu bezahlen. Als der Bau höher kam, wurde eine elektrisch betriebene Winde besorgt zum Hinaufbefördern von Mörtel und Steinen. Die hier ansässigen Maurer, besonders Spezial-Basaltmaurer, hatten sich bereit erklärt, sich in Gruppen von vier bis sechs Mann je eine Woche von ihren Arbeitgebern zugunsten des Kirchenbaus beurlauben zu lassen. Und endlich traten die Maurer, die von Freitag bis Montag jede Woche zu Hause waren, an dem jeweiligen freien Samstag fast geschlossen zum Kirchenbau an. Da die Zementfabrik in Wetzlar wegen umfangreicher Reparaturen geschlossen war, gab es von September bis Oktober eine Unterbrechung von über 5 Wochen. Diese Zeit wiederum wurde zur Wiederaufnahme der Steinbrucharbeiten benutzt, da sowieso noch nicht genügend Steine vorhanden waren. Seit Montag, dem 6. Oktober, waren die Bauarbeiten wieder in Gang und fast ununterbrochen bemühten sich von neuem die Fuhrwerksbesitzer mit dem Anfahren der Bausteine. Ebenso waren auch alle anderen oben schon rühmend Erwähnten einzelnen oder gruppenweise helfend oder zahlend tätig. Solange es die Jahreszeit erlaubte, sollte der Kirchenbau möglichst vorwärts getrieben werden. Am 26. Oktober mußten die Maurerarbeiten infolge unverhofft einsetzender großer Kälte unterbrochen werden. Daher wurden an drei Stellen, zweimal im Turm und einmal über dem Haupteingang Einschalungsarbeiten vorgenommen. Im Jahre 1948 mußten Anfang Februar wegen starker Kälte die Arbeiten unterbrochen werden. Erst Anfang März konnten sogar die Maurerarbeiten infolge günstiger Witterung wieder aufgenommen werden. Das folgenschwerste Ereignis des Jahres 1948 war die Währungsreform, die mit Stichtag 20. Juni erfolgte. Unser Kirchenbaukapital wurde daher von 36.700 Rentenmark auf 3.670 DM herabgemindert. Nach Abwicklung der ersten Schwierigkeiten wurden uns 1.800 DM zur Verwendung freigegeben. Man beschloß, baldmöglichst an die Bedachung des Neubaues heranzutreten. Als es soweit war, wurde das neue Kirchendach innerhalb der unglaublich kurzen Zeit von nur knapp 5 Tagen errichtet. Um die Verbindung des neuen Daches mit der alten Kirche herzustellen, wurde, vom Kirchenvorraum aus gerechnet, fast 1/3 der alten Decke abgebrochen. Da diese Aktion in die Herbstferien fiel, wurde eine Woche lang der Gottesdienst an Werktagen im oberen Schulsaal gehalten. Am 20. Juni 1948 wurde uns auch endlich die vom 10. Juni 1948 datierte schriftliche Baugenehmigung übersandt. Das neue Kirchendach wurde zunächst mit Dachpappe gedeckt. Nun war der Neubau unter Dach und Fach. Somit war das Ziel des Jahres 1948 erreicht und alle waren darüber herzlich froh. Wir hofften, den Kirchenerweiterungsbau baldmöglichst vollenden oder wenigstens weiterführen zu können, denn erst ein Kirchturm gibt dem Kirchenbau das rechte Ansehen eines Gotteshauses. Sobald das Wetter es erlaubte, wurde 1950 mit den Ausschachtungsarbeiten für die neue Sakristei begonnen. In monatelanger Arbeit, die immer wieder unterbrochen werden mußte, wurden die Grundmauern bis zur Bodenhöhe errichtet. Im Altbau der Kirche wurde, wenn auch ebenfalls mit Unterbrechung, erfolgreich weitergearbeitet. Bodenbelag und Treppenstufen aus Kunststein wurden verlegt. Am 7. September 1950 fiel die Trennwand zwischen Altbau und Erweiterungsbau. Die neue Kanzel war schon seit längerer Zeit kunstreich fertiggestellt. Der vorläufige Altar kam an die für den zukünftigen endgültigen Altar ausersehene Stelle im Chorraum. Und dann, am 8.September, am Tag unseres hohen Patronsfestes, konnte das erste feierliche Hochamt in der neuen Kirche gefeiert werden. Es wurde zelebriert von Pfarrer Thorisch (Dillhausen). Pfarrer Graulich (Mengerskirchen) hielt die Festpredigt. Pater Beretzki, Kaplan zu Mengerskirchen, assistierte. Eine erhabene Feier! Ein Freuden- und Gnadentag für Winkels! Im Jahr 1950 wurden noch folgende Arbeiten im Neuteil der Kirche ausgeführt: Ein Holzfußboden für die Bänke wurde gelegt. Die Kirchendecke wurde durch Bauwolle abgedichtet gegen Kälte. Als vorläufige Heizung wurden zwei Sägemehlöfen in der Kirche aufgestellt. Bis zum Tag des Ewigen Gebetes, Dienstag, dem 19. Dezember, war auch die Sakristei soweit fertiggestellt, daß der größere Raum benutzt werden konnte. Das Hochamt an diesem Tag zelebrierte Pfarrer Hans (Ellar). Zum Osterfest 1951 waren der Steinfußboden und 40 neue Bänke fertig. Auch die Kinder erhielten statt der bisher üblichen "Marterhölzer" richtige Bänke. Der Altar wurde neu überholt. Außerdem wurden 6 Kerzenleuchter, 1 Osterleuchter und 2 Blumenständer neu angefertigt (Dreharbeiten aus Holz). Am Fest Christi Himmelfahrt wurde das große Kreuz und die darunter befindliche Muttergottesfigur am nunmehr vermauerten Eingang der alten Kirche aufgehängt. Früher hingen sie an der Seitenwand. Sie mußten durch den Anbau der Sakristei vorübergehend entfernt werden. Neue Beichtstühle waren ebenfalls schon zu Ostern fertig geworden. Das Eisengeländer zur Orgelempore, auf der jetzt die alten Kirchenbänke stehen, war ebenfalls montiert. Am 6. September spendete Bischof Dr. Wilhelm Kempf in Winkels das Sakrament der Firmung. Bei dieser Gelegenheit überzeugte er sich persönlich davon, daß unser neues Kirchendach noch vor Eintritt des Winters gedeckt werden müsse. Seiner Initiative war es zu danken, daß die bischöfliche Behörde für diesen Zweck sofort 5.000 DM zur Verfügung stellte. Da der Turmstumpf das Dach durchschneidet, mußte zunächst der Ausbau des Turmes in Angriff genommen werden. Beide Arbeiten wurden am 1. Oktober begonnen. Der Ausbau des Turmes war, begünstigt von schönem Wetter, bald vollendet, nämlich Mitte November. Das Dach war - nach einer kleinen Verzögerung in der Lieferung des Schiefers aus Kaub - am Ende des Jahres ungefähr fertig gedeckt. Bevor der Winter seinen zum Glück verspäteten Einzug mit Schnee und Eis hielt, waren die Dachdeckerarbeiten auf dem Kirchenschiff und dem Turm beendet. Nun hatten wir endlich ein trockenes Dach über dem Kopf und mußten bei Regen und Schnee keine Angst mehr um den Bau ausstehen. Den großen Turm krönte jetzt ein vergoldetes Kreuz über einer ebenfalls vergoldeten Kugel, während das kleine Türmchen des Altbaues ein vergoldeter Wetterhahn ziert. Gegen Ende des Jahres 1953 setzte wieder rege Bautätigkeit in und um die Kirche ein. Zunächst wurde der Turmeingang mit Kunststein belegt, die Wände verputzt und die beiden Eingangstüren im Turm neu angefertigt. Außerdem wurde am 1. Adventssonntag, dem 29. November, das Gefallenen- und Vermißtenehrenmal für die Opfer beider Weltkriege in einer Andacht eingeweiht. Im Jahre 1954 wurden im Innern der Kirche drei Nischen gebaut. Sie dienten der Aufstellung der Statuen des heiligen Herzens Jesu, der Mutter Gottes und des heiligen Josef. Die Statuen sind aus Holz, waren aber leider bunt übermalt. Als die Übermalung beseitigt war, stellte sich heraus, daß alle drei Statuen bedenklich vom Holzwurm bereits angefressen waren. Der Holzwurm wurde mit Xylamon getötet. Die Statuen erhielten einen natürlichen Farbton durch Beize. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß außerdem dem heiligen Josef ein anderes Attribut in die Hände gelegt wurde. Ursprünglich trug er ebenfalls das Jesukind, das schon die Gottesmutter ihm gegenüber trägt. Statt dessen wurde ihm ein echter Hobel aus einer Winkelser Werkstatt in die Hand gegeben. Nach Ostern wurde endlich die Decke fertiggestellt. Zwischen die Holzbalken wurden Kunstfaserplatten geschoben, die vorher einen Farbton in englisch-rot erhalten hatten. Die Holzbalken selbst wurden silbergrau gestrichen. So wurde das Verhältnis von hell und dunkel genau umgekehrt. Vorher sah man weißgekalkte Heraklithplatten neben schmutziggrauen, auf alt frisierten, Holzbalken. Am Freitag dem 23. November 1956, abends um 19.30 Uhr traf endlich das Auto mit den Sandsteinen für Altar und Taufstein aus Miltenberg hier ein. Im Nu waren kräftige Helfer, vor allem aus der Jugend, zum Abladen zur Stelle. Dies war keine einfache Arbeit, wiegt die Altarplatte doch immerhin 60 Zentner. Am Donnerstag, dem 29. November, trafen zwei Steinmetze aus Mayen ein. Sie hatten den Auftrag der Firma Winterheld (Miltenberg) Altar und Taufstein aufzustellen. Es war sehr schwierig, die schwere Altarplatte 11 Stufen hoch zu transportieren und dann noch aufzubocken, damit die kräftigen Füße untersetzt werden konnten. Gegen 7 Uhr abends war diese Arbeit getan. Sie wurde unterstützt durch unsere "Invaliden". Außerdem halfen 10 Jungen aus den obersten Klassen der Volksschule mit. Im Laufe des Monats Dezember wurden die Fresken an der Altarrückwand gemalt. Sie stellen den Engel Gabriel und Maria die Gottesmutter in der Verkündungsszene dar. Danach wurden von Bildhauer Paul Grimm drei Reliefs in den Altar und zwei Reliefs in den Taufstein gemeißelt. Die Reliefs an dem Altar stellen drei Opferszenen aus dem Alten Testament dar: Rechts Abels Opfer, das Gott annimmt, links Kains Opfer, das zurückgewiesen wird, in der Mitte Abrahams Opfer, das umgewandelt wird. Die Reliefs am Taufstein bringen zwei Motive aus der Schöpfungsgeschichte: Erschaffung Abrahams und um den Sockel herum die Schlange des Paradieses. Der Taufsteindeckel stellt im Knauf den Paradiesesbaum dar, von dem die vier Ströme ausgehen, zwischen denen die vier Elemente Erde, Luft, Feuer und Wasser symbolisch angebracht sind. Zur Vollendung des Kirchenbaues bewilligte das Bischöfliche Ordinariat im Jahre 1967 50.000 DM. Nicht in diesem Betrag enthalten waren die Kosten für Orkanschäden am Kirchturm. Ein schwerer Basaltstein hatte sich gelöst und war in die Tiefe gestürzt - glücklicherweise wurde niemand verletzt. Vier neue Kirchenfenster wurden im Chor eingesetzt, eine Arbeit des Herrn Winfried Horz aus Probbach. Von den vorgesehenen Außenarbeiten wurden 1967 die Arbeiten am Turm vollendet und an der Außenmauer in Angriff genommen. Im Innern wurde zu Weihnachten eine Sprechanlage der Firma Philipps in Betrieb genommen. Im Jahre 1968 wurde nach Dreikönig im Innern der Kirche weitergebaut. Zunächst wurde der Chorraum neu gestaltet. Die drei obersten Altarstufen wurden entfernt. Der Altar erhebt sich nun immerhin noch acht Stufen über dem Kirchenschiff. Der Tabernakel wurde auf eine Stelle aus Sandstein gestellt. Das Ewige Licht an der Wand direkt neben dem Tabernakel angebracht. Der Taufstein, der früher an der Stelle stand, wo jetzt der Tabernakel seinen Platz hat, wurde auf die andere Seite gerückt. Die zehn kleineren Kinderbänke wurden entfernt. An ihre Stelle kamen zehn neue Bänke normaler Größe aus Brasilkiefer. Die übrigen Bänke wurden renoviert und farblich den neuen Bänken angeglichen. Der Fußboden im Schiff wurde überall mit deutschen Marmor ausgelegt. Ebenso wurde die Treppe zur Empore soweit sie vom Schiff aus sichtbar ist, mit dem gleichen Marmor versehen. Die Seitenwände wurden mit Kunststoffverputz in sauberem Weißton versehen. Neue Beleuchtungskörper ergaben besseres Licht und paßten sich architektonisch geschmackvoller an.
Nach dem Ende des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Am 6. Januar 1949 wurde ein Scheck über 100 Dollar für den Kirchenbau gebracht. Absenderin war Schwester Hyazintha im Sankt Josef-Hospital, San Francisco, Kalifornien (USA). Sie hatte das Geld von einem wohlhabenden Herrn namens Tobin erhalten. Am 10 März 1949 wurden uns für diesen Scheck 328 DM ausgezahlt. Auf Grund mancher Sammlungen, finanzieller Zuwendungen und erfolgreicher anderweitiger Veranstaltungen konnten die Arbeiten am Kirchenbau zügig weitergehen. Nach der neuen Währungsreform blieb die Finanzierung des Kirchenbaues äußerst schwierig. Die erste Haussammlung hielt der Pfarrer selbst. Mit nachträglichen Spenden zusammen betrug das Ergebnis 1.228 DM. Auch das Bischöfliche Ordinariat zu Limburg half uns in finanzieller Hinsicht. So konnte auch 1949 das Jahresziel erreicht werden: Am vierten Adventssonntag war der erste Gottesdienst in dem Erweiterungsbau. Für 1950 ist eine rege Tätigkeit zur Kirchenbaufinanzierung anzumerken. Sammlungen wurden abwechselnd gehalten von Männern (gewöhnlich Mitgliedern des Kirchenvorstandes) und von Frauen und Mädchen. Seit dem Monat Mai gingen auch Schulkinder alle vierzehn Tage mit gutem Erfolg sammeln.
Auch 1951 galt dem Kirchenerweiterungsbau viel Sorge und Arbeit. Theaterstücke zugunsten des Kirchenbaues wurden aufgeführt vom Marienverein, dem Frauen- und Mütterverein und dem Gesangverein Frohsinn. Die Meßdiener sammelten am Dreikönigstag für den Zweck des Kirchenerweiterungsbaues mit schönem Ergebnis. Von den Gläubigen waren 1951 noch durch eine besondere Dachaktion für das Kirchendach 4.000 DM aufgebracht worden. Trotz dieser großen Opferbereitschaft mußten wir in das neue Jahr mit einer Kirchenbauschuld von nahezu 10.000 DM gehen. Nachzutragen für 1951 wäre noch eine große Spende. Zum Tage des Ewigen Gebetes am 19. Dezember erhielten wir eine neue schöne Monstranz. Sie war eine Stiftung von Margarete Becker, jetzt wohnhaft in Wanne-Eickel. Größere Arbeiten am Kirchenbau waren für 1952 nicht vorgesehen. Mit Hilfe der vierzehntägigen Sammlungen und einer außerordentlichen Sammlung in für diesen Zweck angefertigten Spardosen in Form des Kirchturms wurden im Lauf des Jahres 1952 insgesamt 6.788 DM an Opfergaben für den Kirchenbau zusammengebracht. Gewiß ein beachtliches Ergebnis. Ähnlich konnte auch 1954 als Gesamtergebnis aller in diesem Jahr gehaltenen Sammlungen und Spenden für den Kirchenbau der Betrag von 6.809 gebucht werden. Das Thema "Finanzierungsfragen" wurde hier praktisch für einen Zeitraum von 5 Jahren, nämlich für die Jahre 1949 bis 1954 behandelt. Die Anstrengungen, die in dieser Zeit gemacht wurden, die Opfer, die vor allem in finanzieller Hinsicht immer wieder gebracht wurden, waren nur aus dem gläubigen Bewußtsein heraus zu verstehen, daß es sich bei dem Kirchenbau um eine Aufgabe handelte, die für mehrere Generationen zu lösen war, deren Lösung aber einer einzigen Generation auferlegt war.
Winkels war zunächst Expositur. Eine Expositur ist ein Seelsorgerbezirk, der durch einen Geistlichen (Expositus) betreut wird. Die Verbindung mit der Mutterpfarrei bleibt trotz gebietlicher Abgrenzung und vermögensrechtlicher Selbständigkeit erhalten. Pfarrvikarie nennt man einen von der Pfarrei getrennten Seelsorgebezirk, geleitet von einem Pfarrvikar. Dieser besitzt alle Rechte und Pflichten eines Pfarrers. In Deutschland gibt es Pfarrvikarien seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie werden errichtet, wenn das Bedürfnis zu einem selbständigen Seelsorgebezirk besteht, aber die Geldmittel zur Errichtung einer Pfarrei fehlen. Im Jahr 1921 wurde bereits bei der bischöflichen Behörde in Limburg der Antrag gestellt, Winkels zur Pfarrei zu erheben. Die bischöfliche Behörde stimmte dem Antrag zu und teilte mit, daß für den neuen Pfarrer 4.000 DM jährlich aufzubringen seien. Dazu erklärte sich Winkels sofort bereit. Das Jahr 1922 brachte die Ablösung der Frucht- und Eierlieferung an den Pfarrer von Mengerskirchen. Die Ablösungssumme betrug 8.866 Mark, welche von Hausbesitzern sofort bezahlt wurden. Damit war ein Zankapfel für beide Gemeinden beseitigt. Leider wurde aber von der bischöflichen Behörde kurz darauf mitgeteilt, daß wegen Schwierigkeiten, die von Seiten des Preußischen Ministeriums für Volksbildung erhoben wurden, die Verhandlungen betreffs Gründung einer Pfarrei Winkels aufgeschoben werden müßten. Im September 1959 stellte der Kirchenvorstand wiederum einen Antrag an das Bischöfliche Ordinariat, die Pfarrvikarie Winkels zur Pfarrei zu erheben. Am 19. November wurde uns folgende Antwort erteilt: Wir bestätigen den Inhalt ihrer Eingabe vom 14.9. Da es sich hier um eine Frage prinzipieller Natur handelt, ist es uns zur Zeit nicht möglich, zu dem Antrag Stellung zu nehmen. Diese Antwort sah wie eine Absage aus, doch kam im Jahre 1964 unerwartet die Nachricht, sozusagen wie ein Blitz aus heiterem Himmel, daß Winkels zur Pfarrei erhoben sei. So ist seit dem 1. Oktober 1964 Winkels Pfarrei.
Am dritten Adventssonntag, dem 13.Dezember 1936, war die Primizfeier des Neupriesters Alois Weier. Die Festpredigt hielt Anton Dey von Nassau an der Lahn, welcher seinerzeit als Pfarrvikar von Winkels Herrn Weier auf die Quarta des Gymnasiums zu Hadamar vorbereitet hatte. Neupriester Ferdinand Eckert hielt am 14. Dezember 1936 ebenfalls seine Primiz hier in Winkels. Sein Festprediger war Pfarrer Josef Hans von Nauort, der Herrn Eckert nach seiner Entlassung aus der Volksschule auf die Untertertia des Gymnasiums vorbereitet hatte. Die beiden Feiern verliefen überaus schön und würdig und Gott sei Dank ohne jede unliebsame Störung durch die Nationalsozialisten, was damals leider öfters vorkam. Vom 11. Bis 18. April 1937 hielt Pater Innozenz die Missionserneuerung in Form einer eucharistischen Familienwoche. Am Abschlußtage, dem 18. April, feierte Neupriester Pater Bonifatius Becker (O.S.B.), der aus Winkels stammte, seine Primiz in der Heimat. Seine Eltern waren seinerzeit von hier nach Wanne-Eickel verzogen. Erst mit 39 Jahren empfing er als Angehöriger des Benediktiner-Ordens (Kloster Ilbenstadt) die heilige Priesterweihe.
Vorher hatte er in hochherziger Weise auf den von frühester Jugend gehegten Wunsch, Priester zu werden, verzichtet. Als ältester Sohn von 11 Kindern hatte er seinen Eltern im Maurerberuf beigestanden und über alle Schwierigkeiten hinweggeholfen. Umso größer war nun sein Glück und seine wie seiner Angehörigen Freude. Dementsprechend war auch die herzliche Anteilnahme der Gemeinde von Winkels. Die Festpredigt hielt Pater Innozenz. Er behandelte drei Punkte: Priester werden ist Gnade, Priester sein ist Glück, Priester bleiben ist Opfer. Am 22.August 1937 hat Pater Emmerich Weimer, der vorher in seiner Heimat Probbach primiziert hatte, uns eines seiner heiligen Erstlingsopfer geweiht und den Primizsegen erteilt. Somit hatten wir ab Dezember 1936 bis August 1937 vier Primizfeiern, von denen bei dreien die Glücklichen Neupriester Winkelser Kinder waren. Bei sämtlichen vier Feiern haben wir die Limburger Domfestmesse von Joseph Haas gesungen. Sie war aus Anlaß der 700-Jahr-Feier des Hohen Domes zu Limburg an der Lahn gedichtet und komponiert worden.
Etwa 50 Winkelser waren mit Omnibussen, andere mit Privatwagen zu dieser erhabenen Feier nach Kornelimünster gefahren. Die Heimatgemeinde schenkte dem neuen Abt eine Mitra. Das Wappen enthält Ähre und Spindel, da seine Vorfahren in Winkels in der Landwirtschaft tätig waren. Das Senkblei im Wappen deutet auf den Maurerberuf hin, den der Abt ausübte bevor er als Spätberufener das Studium der Theologie begann. Zum hohen Patronsfeste des Jahres 1957 erlebten wir in unserer Kirche ein Pontifikalamt. Es wurde zelebriert vom hochwürdigsten Abt Pater Bonifatius Becker von Kornelimünster bei Aachen.
An Silvester 1957 kam Herr Primiziant Hörle aus Waldernbach nach Winkels, um den Gläubigen einzeln den Primizsegen zu spenden. Das heilige Opfer feierte er mit uns im Abendgottesdienst, ein würdiger Ausklang des ereignisreichen Jahres 1957. Am Silvesterabend 1958 weilte Neupriester Herbert Leuninger von Mengerskirchen in Winkels, um den Primizsegen zu spenden und eine Abendmesse mit uns zu feiern. Dasselbe Glück hatten wir an Silvester 1959 als der Bruder des Genannten, Neupriester Ernst Leuninger, bei uns weilte. Am 21. Juli 1963 konnte unser Dorf wieder das Glück einer Primiz erleben. Pater Gerhard Heun, in Winkels geboren, aber bald mit seinen Eltern nach Kassel verzogen, wurde am 29. Juni in Benediktbeuren zum Priester geweiht. Seine erste Primiz feierte der Sohn Don Boschs (Salesianer) in Kassel. Seine zweite hier in Winkels. Das Dorf prangte im Festschmuck. Die Anteilnahme der Bevölkerung war sehr groß und tief.
Das Jahr 1936 begann als Jahr des Heiles, denn vom 23. Januar bis zu 4. Februar einschließlich hatten wir eine Volksmission. Sie wurde gehalten von den Patres Innozenz und Friedrich, Priestern des Ordens von den heiligsten Herzen Jesu und Mariä und der ewigen Anbetung. Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch eine dreitägige Kindermission. Allgemein war die Teilnahme vorzüglich. Die beiden Patres, deren Ordensgemeinschaft das Sankt-Josefs-Haus zu Waldernbach besitzt, waren sehr aktiv, namentlich der jüngere Pater Innozenz. Wegen der gar zu sehr beschränkten Raumverhältnisse unserer Kirche mußte allerdings für Männer und Frauen getrennt missioniert werden. Nach einem Zeitraum von fast 21 Jahren hatten wir erst wieder die nächste Volksmission. Sie wurde vom 1. Bis 13. Januar 1957 gehalten von den Herz Mariä-Missionaren Pater Rudolf Hagen und Pater Max Maron. Wir hatten folgende Missionsordnung: Morgens erste heilige Messe, daran anschließend erste Predigt, hierauf zweite heilige Messe. Am Abend dritte heilige Messe, danach Abendpredigt. Standespredigten waren meist nachmittags. Auch das ewige Gebet war in die Mission verlegt worden (Donnerstag der zweiten Woche). Mit einer Familienkommunion am Familiensonntag schloß die heilige Feier. Zu Beginn der Jahre 1967 hatten wir wieder ein Volksmission. Sie dauerte vom 15. bis 29. Januar und wurde geleitet von Pater Peeters, Redemptorist und Volksmissionar des Kloster Boes de Breux bei Lüttich in Belgien. Da sein Mitarbeiter in letzter Minute absagen mußte, fungierte der Ortspfarrer als Mitarbeiter. Die letzte Volksmission war geplant für das Jubiläumsjahr 1980. Als Gemeindemission der katholischen Pfarrgemeinde Winkels-Reichenborn-Barig Selbenhausen fand sie vom 15. Bis 30. März 1980 statt, geleitet von den Redemptoristenpatres Hermann Döring und Wolfgang Gerhard aus Bochum. Zur Vorbereitung auf die Mission waren schon in der Adventszeit 1979 Blätter ausgeteilt worden, auf denen bis zu zehn Themen angekreuzt werden konnten, die die Gläubigen am meisten interessierten. Die Gemeindemission suchte alle Altersschichten zu erfassen: angefangen von den Kleinen im Kindergarten über die Schüler aller Altersstufen bis zur Jugend und den Erwachsenen und schließlich hinauf zu den Senioren. Als besondere Höhepunkte verdienen genannt zu werden: der Seniorennachmittag im Bürgerhaus mit Eucharistiefeier und anschließendem Kaffee. Zu dieser Veranstaltung waren mehr als 100 Teilnehmer erschienen. Ergänzt wurde dies durch eine Eucharistiefeier an einem weiteren Nachmittag. 76 Senioren ließen sich dabei in der Kirche das Sakrament der Krankensalbung spenden. Ein weiterer Höhepunkt war ferner die Vorabendmesse am letzten Samstagabend. Hierbei zeichnete sich die Jugend durch Gestaltung der Gesänge und Texte in besonderer Weise aus. Die Schlußfeier am Palmsonntagabend rückte die Patronin unserer Kirche in den Vordergrund und war als Marienfeier gestaltet. Von der Möglichkeit, sich religiöse Literatur anzusehen und zu beschaffen, wurde reichlich und dankbar Gebrauch gemacht. Rückblickend läßt sich sagen, daß allen Befürchtungen zum Trotz die Gemeindemission sich als durchaus zeitgemäß erwies und sehr geeignet, die Gemeinde auf das Jubiläum der Kirche geziemend vorzubereiten.
Am 23. April 1946 kamen Heimatvertriebene aus Mährisch-Neustadt und am Ende der Woche vom 20. bis 22. Juni Heimatvertriebene aus Karlsbad hier nach Winkels. Auch im Pfarrhaus kamen zwei unter, eine alte Frau von 80 Jahren, die aber noch erstaunlich rüstig war, und deren verwitwete Pflegetochter aus Mährisch-Neustadt. Später kamen noch zwei weitere Heimatvertriebene im Pfarrhaus unter. Am 1. April 1958 wurde die Seelsorgestelle Merenberg aufgehoben. Aus den von dieser Seelsorgestelle betreuten 12 Gemeinden wurden der Pfarrvikarie Winkels 2 Dörfer, nämlich Barig-Selbenhausen und Reichenborn zugeteilt. Im Wesentlichen wohnten dort Heimatvertriebene. Die Gläubigen aus beiden Dörfern werden sonn- und feiertags im Omnibus nach Winkels zum Besuch des Hochamtes gebracht. Außerdem findet an einem Wochentag in vierzehntägigem Wechsel ein Abendgottesdienst in jedem der beiden Dörfer statt. Vom 1. bis 8. Juni 1964 war in Reichenborn Kapellenwagen-Mission. Anschließend wurde vom 8. bis 15. Juni in Barig-Selbenhausen ebenfalls eine Kapellenwagen - Mission gehalten. Leiter war ein holländischer Redemptorist. Bei der Gemeindemission, die vom 15. bis 30. März 1980 in Winkels stattfand, wurde aus Gründen der Integration ebenfalls Reichenborn und Barig-Selbenhausen in die Gemeindemission einbezogen. Bei allen Pfarrgemeinderatswahlen der vergangenen Jahre wurde darauf gesehen, daß die beiden Gemeinden Reichenborn und Barig-Selbenhausen je mit einem Vertreter im Pfarrgemeinderat mitwirken konnten.
Herr Martin Sturm war in Winkels vom 1. April 1904 bis zum 31. März 1948 als Lehrer tätig. Ab 1908 war er Hilfsorganist und ab 1918 Hauptorganist in der alten Kirche. Bis zu seinem Tode - er starb im 91. Lebensjahre am 15. April 1973 - blieb er in Winkels wohnen und ist auch auf dem hiesigen Friedhof begraben. Seine Nachfolge im Organistendienst trat Lehrer Josef Geisz, ein Heimatvertriebener aus Ungarn, an. Er versah diesen Dienst vom 10. April 1949 an bis zu seiner Versetzung nach Probbach. Auch an der im Jahre 1961 errichteten größeren Orgel versahen Lehrer den Organistendienst, allerdings nicht Lehrer, die in Winkels Unterricht erteilten. Herr Manfred Heine, Lehrer in Weilburg, war lange Zeit an der neuen Orgel in Winkels als Organist tätig, bis seine Versetzung als Konrektor nach Braunfels dies unmöglich machte. Die Verbindung mit ihm ist aber bis heute nicht abgebrochen: sein Besuch am Kirchweihfest ist inzwischen schon Tradition geworden. Entweder kommt er allein, um uns mit meisterlichem Orgelspiel zu erfreuen, oder bringt einen Instrumentalkreis mit, wenn nicht gar den Braunfelser Kirchenchor, um dem Gottesdienst eine besondere festliche Note zu geben. In dieser Reihe ist schließlich noch Lehrer Theo Hermann zu nennen. Er wohnt in Probbach, ist aber schon viele Jahre - trotz mannigfacher Beanspruchung auf musikalischem Gebiet - mit großem Eifer als Organist in unserer Kirche tätig. Früher gehörte zur Lehrerausbildung, wie selbstverständlich, auch die Ausbildung zum Organisten, um vor allem in ländlichen Gemeinden die Dienste des Lehrers und Organisten ausüben zu können. Heute allerdings ist es eine Seltenheit geworden, wenn ein Lehrer in einer Gemeinde als Organist zur Verfügung steht.
Zum Patronstag Mariä Geburt des Jahres 1952 ertönte zum erstenmal vom Turm der Kirche ein Glockengeläute auf Schallplatten. Bis einmal richtige Glocken angeschafft werden konnten, wollten wir uns so behelfen. Den zehn hochherzigen Stiftern, die diese Überraschung für die Gemeinde ermöglicht hatten, dankte für dies stets neue Freude spendende Geschenk die ganze Gemeinde. Inzwischen wurde eifrig für die Anschaffung neuer Glocken gesammelt. Im Jahre 1958 war es soweit. Am 20. Mai wurden in Sinn (Dillkreis) bei der Firma Rincker 4 neue Glocken für Winkels gegossen. Dem feierlichen Akt des Glockengusses wohnten viele Winkelser bei. 2 Omnibusse und einige Personenwagen brachten die Besucher nach Sinn. An den Glockenguß schloß sich eine Besichtigung der Glockengießerei an. Am Freitag, dem 23. Mai, prüfte Domkapellmeister Hans Pabst die neuen Glocken. Sein Prüfungsergebnis liegt in einem Gutachten vor. Demnach sind die Glocken außerordentlich gut gelungen. Domkapellmeister Pabst nahm auch am Pfingstmontag die Glockenweihe vor, nachdem drei Winkelser die vier Glocken festlich geschmückt auf Traktoren von Sinn nach Winkels überführt hatten. Über die Glockenweihe stand in unserem Bistumsblatt, dem "Sonntag", zu lesen:
"Bei schönem pfingstlichen Wetter vollzog sich in Winkels im Westerwald der festliche Einzug und die Weihe der vier neuen Glocken, die bei Rincker in Sinn in den Wohlklang des Gralsglockenmotivs gegossen wurden. Pfarrer Giesen begrüßte mit berechtigter Freude seine Gemeinde, die sich zu Weihe auf dem Schulplatz neben der neuen Kirche drängte. Unter Assistenz von Pfarrer Knoll aus Mengerskirchen und Pfarrer Thorisch aus Dillhausen-Probbach und unter Teilnahme von Dekan Klein, Gäveneck, Pfarrer Kubek, Weilmünster und Pfarrer Gernand, Limburg, nahm Domkapellmeister Pabst die Weihe vor. In seiner Ansprache beglückwünschte der die opferfreudige Gemeinde, die sich nicht nur zu echter Bronzeglocke entschlossen habe, sondern zu einem stattlichen Viergeläute (E-G-A-C) und noch dazu zu Glocken in sogenannter schwerer Rippe. Die schwere Glockenrippe mache sich gegenüber der leichteren bezahlt durch den sonoren Klang und die stärker entwickelten Unteroktave, das Klangfundament der Glocke. Ein Geläute von 40 Zentnern entspreche der Wucht des in Basaltstein gemauerten hohen Turms.
Zu Fronleichnam wird das wohlgelungene Geläut zum erstenmal seine herrlichen Harmonien weit über das schöne Land tragen". In der Pfingstwoche wurden die Glocken montiert. Darauf wurde eine elektrische Läuteanlage installiert. Wie geplant konnten zu Fronleichnam die Glocken ihr herrliches Geläute erschallen lassen. Die tiefe Glocke: E, ist dem Herzen Jesu geweiht. Die Beschriftung der Glocke lautet oben: Leben, Auferstehung, Friede, Versöhnung. Hinten auf der Glocke die Mahnung: Männer, stehet fest im Glauben. Unten die Beschriftung: Meinem Gott allein will geben, Leib und Seel, mein ganzes leben. Die zweite Glocke: G, ist Maria, der Mutter Gottes, geweiht. Oben lautet die Beschriftung: Mutter der göttlichen Gnade. Auf der Rückseite befindet sich die Mahnung: Frauen setzt auf die Hoffnung. Die Beschriftung unten lautet: Laß mich dich recht kindlich lieben, nie durch eine Sünd betrüben. Die dritte Glocke: A, ist dem heiligen Josef geweiht. Oben trägt sie die Inschrift: Haupt der heiligen Familie, Die Beschriftung auf der Rückseite: Jugend, rein sei eure Liebe. Unten befindet sich die Inschrift: Bin dein Kind, oh hab Erbarmen, trag mich auf deinen Armen. Die vierte Glocke: C, ist dem heiligen Erzengel Gabriel geweiht. Oben die Inschrift: Verkünder der Menschwerdung. Auf der Rückseite: Kinder übet den Gehorsam. Unten die Inschrift: Zu dem Guten mich antreibe, daß ich Gottes Kind verbleibe.
In der alten Kirche befand sich eine kleine Orgel, die sechs Register zählte, verteilt auf ein Manual und Pedal. Sie stammte aus dem Lehrerseminar in Montabaur, wo sie als Übungsorgel für die Studenten gedient hatte. Auch in der neuen Kirche mußte sie zunächst Dienste tun, obwohl sie sich als zu klein und zu schwach für die erweiterte Kirche erwies. Die Firma Conrad Euler in Hofgeismar Deutschlands älteste Orgelbauanstalt hatte von drei Firmen, die angegangen waren, das günstigste Angebot für eine neue Orgel eingereicht. Infolge allgemeiner Preissteigerung konnte das Angebot, das im August 1960 erstellt war, nicht über das Jahr 1961 hinaus aufrecht erhalten werden. Für 39.800 DM erhielt die Kirche eine neue Orgel, bestehend aus 21 klingenden Registern in zwei Manualen und Pedal. Am 22. November 1961, dem Feste der heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik in jenem Jahre Buß- und Bettag - erteilte Mgr. Domkapellmeister Hans Pabst dem Werk die kirchliche Weihe. Organist Grossmann von Flörsheim am Main ließ in einer kirchenmusikalischen Andacht die Orgel zum erstenmal - meisterlich - erklingen.
In der erweiterten Kirche mußten wir uns zunächst mit einem Provisorium begnügen. Zum Geburtstag wurden zwei Sägemehlöfen in der Kirche aufgestellt. Im Jahre 1953 mußten wir uns weiter mit einem Provisorium behelfen: Elektrische Infrastrahler wurden in der Kirche aufgestellt. Erst im Jahre 1960 baute eine Limburger Firma eine Öl- (Warmluft) - Heizung ein. Der Luftschacht wurde in der ganzen Länge des Mittelganges im Schiff der Kirche erweitert. Der Mittelgang nach Anlage des Schachtes mit deutschem (hellem) Marmor gedeckt. Für die Heizung gewährte uns das Bistum einen Zuschuß von 7.000 DM. Die Kirchengemeinde hatte ungefähr noch 10.000 DM aufzubringen. Der Tank für die Ölaufbewahrung wurde auf dem alten Schulhof neben dem Kirchenportal in die Erde versenkt. Leider genügte diese Heizung in den letzten Jahren nicht mehr den modernen Ansprüchen. So wurde eine Spezialfirma für Kirchenheizungen (Mahr in Aachen) mit dem Einbau einer allen Ansprüchen genügenden modernen Heizung beauftragt.
Nach Entwürfen des Bildhauers Paul Grimm, Fussingen, stellte die Firma Seelbach in Köln-Rodenkirchen 14 Fenster mit Darstellungen des Kreuzweges her. Am Palmsonntag, dem 15. April 1962, weihte der Rektor des Franziskanerklosters in Hadamar den Kreuzweg kirchlich ein, der damit kanonisch errichtet ist. Die Kosten des Kreuzweges betrugen 5.040 DM (Fenster) und 180 DM (Marmorkreuze).
Eine Verbindung mit Holland bestand schon viele Jahre durch Pater Jaap Mühren aus der Missionsgesellschaft Mill Hill. Pater Mühren, ein gebürtiger Volendamer, war nach seiner Priesterweihe zunächst Lehrer an der Missionsschule in Hoom. Von dort kam er jedes Jahr nach Winkels, um in der Seelsorge auszuhelfen. 1963 ging er als Missionar nach Borneo. Nach fünfjähriger Tätigkeit kam er 1968 bei seinem ersten Urlaub nach Winkels, wo er in der Karwoche, zu Ostern und an Fronleichnam mitwirkte. Bis 1980 hatte er noch ein zweites- und drittesmal Urlaub. Zwei Kilometer von Hoom entfernt liegt das Dorf Berkhout. Die dortige Blaskapelle suchte Verbindung mit einer Blaskapelle in Deutschland. Da auch in Winkels eine Blaskapelle bestand, kamen beide Musikvereine miteinander ins Gespräch. So entwickelte sich aus der Freundschaft beider Blaskapellen schnell ein Partnerschaft zwischen beiden Dörfern. Im Mai 1975 tauschten Bürgermeister Jo de Vos für Berkhout und Bürgermeister Hans-Joachim Stargardt für Winkels im gerade erbauten Bürgerhaus zu Winkels die offiziellen Urkunden des Partnerschaftsvertrages aus. Bürgermeister de Vos überreichte eine Fahne mit Sankt Georg, dem Drachentöter, der auch Patron von Berkhout ist (niederländisch: Sint Joris). Bürgermeister des Vos, der sich für das Zustandekommen der Partnerschaft in hervorragendem Maße eingesetzt hatte, verstarb leider kurz darauf. Sein Nachfolger im Amt, Bürgermeister Castenmiller, setzte im selben Geiste das Werk der Verschwisterung beider Orte fort. Berkhout ist nunmehr Ortsteil der Großgemeinde Westerkoggenland, wie Winkels Ortsteil der Großgemeinde Mengerskirchen ist. Zum festen Programm eines jeden Besuches gehört, sowohl in Winkels wie in Berkhout ein ökumenischer Gottesdienst, denn Berkhout ist eine überwiegend evangelische Gemeinde mit einer evangelischen Kirche, Winkels eine überwiegend katholische Gemeinde. Nachdem in den ersten Jahre jedes Jahr ein offizieller Besuch stattfand, will man sich von 1980 an mit einem jedes zweite Jahr stattfindenden Besuch begnügen. Inzwischen haben sich über die offiziellen Besuche hinaus Privatbesuche und Freundschaften von Familie zu Familie entwickelt. Vor allem die Jugend beider Dörfer ist sehr aufgeschlossen für den Gedanken der Partnerschaft und verschafft ihm Leben und Wirkung. |