Winkels in Zahlen bis 1972

Zum Schluß noch einige statistische Daten, die erwähnenswert erscheinen und hiermit festgehalten werden sollten.

Auszüge aus einer Dokumentation über Winkels, geschrieben von Christoph Strieder als Schüler im Jahre 1972/1973 am Gymnasium zu Weilburg:


Inhalt

Das Dorfbild Entwicklung 1511-1866
Bevölkerung Flurnamen
Wirtschaftliche Entwicklung Wahlen in Winkels
Berufliche Schichtung


Das Dorfbild
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Luftbild von Winkels Ende der 1960er Jahre


Winkels hat heute (1972) ungefähr 220 Häuser. Es ist ein Haufendorf und durch die Hauptstraße in das Unter- und Oberdorf getrennt. Winkels hat nur noch 31 Schweine und 70 Kühe. Aber fast 2/3 davon gehören dem Bauern vom Aussiedlerhof. Nur noch einige sind nebenberuflich Bauern. Sie verrichten ihre landwirtschaftliche Arbeit meistens abends.

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In Winkels gibt es drei Gaststätten, zwei Metzger, eine Bäckerei, drei Lebensmittelhändler, zwei Textilgeschäfte, ein Schuhgeschäft, zwei Tankstellen, zwei Tapeten und Farbgeschäfte, einen Steinmetz, einen Friseursalon, einen Spengler und Installateur, einen Schneider und ein Baugeschäft. Aber nur zwei Wirte, die zwei Metzger und der Bauunternehmer können von ihrem Geschäft leben. Alle anderen haben noch einen Nebenerwerb.

Die erste Wasserleitung wurde 1912 gelegt. Vorher mußte die Bevölkerung ihr Wasser am Brunnen holen. 1919 kaufte ein Geschäftsmann das erste Auto. 1923 gab es das erste elektrische Licht.


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Elektrifizierung von Winkels im Jahre 1923 Transformatorhäuschen


Um 1860 sah das Dorfbild von Winkels noch anders aus. Es gab nur etwa 80 Häuser. Diese waren aus Lehm gebaut (Fachwerkhäuser) und hatten ein langgezogenes Strohdach. In der Mitte des Dorfes war ein großer freier Platz. Daneben stand ein Backhaus (inzwischen abgerissen). Am Anfang jeder Woche sah man, wie die Frauen große Bretter mit 5 - 15 Laib Brot dorthin trugen, um es backen zu lassen. Dieser notwendige Brauch wurde noch bis 1950 beibehalten.

Winkels hat eine Gesamtgröße von 371 Hektar.
Davon sind:

Ackerland 146,0 Hektar
Gärten 2,5 Hektar
Grünland 113,0 Hektar
Wiesen 3,0 Hektar
Wald 27,5 Hektar
Weiden 16,0 Hektar
Bäche und Wassergräben 3,5 Hektar
Brachland 8,0 Hektar
Straßen 36,5 Hektar


Pendler im Jahre 1968
innerhalb des Oberlahnkreises: ca. 100 Männer
ca. 30 Frauen
außerhalb des Oberlahnkreises: ca. 111 Männer
ca. 7 Frauen



Bevölkerung
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Vor ungefähr 100 Jahren hatten wir 647 Einwohner. Bis zum Ersten Weltkrieg stieg die Zahl auf 654. Im Ersten Weltkrieg mußten 24 Männer ihr Leben lassen. Die Armut der Bewohner in Winkels, und überhaupt in ganz Deutschland, wuchs durch die große Inflation nach dem Ersten Weltkrieg immer mehr. Wenn die Arbeiter ihren Wochenlohn erhielten, hatten sie 1.000 Mark, 10.000 oder mehr und bekamen trotzdem am nächsten Tag noch nicht einmal ein Brot dafür.

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Geldscheine aus den Jahren 1922 und 1923


Wenn es in Winkels keine Lebensmittel mehr gab, mußten die Bewohner trotz strenger Kälte, Regen oder Hitze zu Fuß nach Weilburg gehen, um sich das Nötigste zu besorgen. Sie gingen am frühen Morgen fort und kamen erst abends zurück, denn der Weg allein dauerte schon 6 - 7 Stunden. Die Frauen hatten sehr viel zu arbeiten, denn früher gab es in den Familien mehr Kinder als heute. Der Durchschnitt der Kinderzahl lag zwischen 6 und 10.

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Durch die viele Feldarbeit, die die Frauen alleine verrichten mußten, da ihre Männer im Frühling in die Stadt zur Arbeit fuhren und im Winter erst wieder zurück kamen, fehlte es ihnen an der nötigen Pflege und Ernährung ihrer Kinder. Daher war die Sterblichkeit der Säuglinge und Kleinkinder viel größer als heute.

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In den Jahren 1919 - 1921 sind in Winkels sehr viele Menschen an einer Grippeepidemie gestorben. Bei der Armut der Bewohner konnte ein Arzt nur selten in Anspruch genommen werden, da die Arztkosten und die Medizin selbst bezahlt werden mußten. Auch waren die Medikamente früher noch nicht so gut wie heute. Denn gerade in den letzten vierzig Jahren hat die Wissenschaft große Fortschritte gemacht.

Im Zweiten Weltkrieg sind in Winkels 78 Männer und 2 Frauen gestorben. 1946 hatten wir mit den Evakuierten und den Flüchtlingen 850 Einwohner. Doch viele Flüchtlinge wanderten wieder aus, und heute hat Winkels etwa 850 - 900 Einwohner. Die meisten Einwohner sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Der älteste Bewohner ist 91 Jahre alt.



Wirtschaftliche Entwicklung
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Wirtschaftstabelle der Gemeinde Winkels im Jahre 1789

Gebäude des Ortes:
59 Wohnhäuser,
27 Scheunen,
33 Ställe,
65 Haushaltungen.

Feuerversicherungswert sämtlicher Bauten:
21.660 Gulden.

Personenstand:
Männer über 15 Jahren: 110
Männer unter 15 Jahren: 54
Frauen über 15 Jahren: 121
Frauen unter 15 Jahren: 56
insgesamt: 341


Bestand an Nutzvieh:
Pferde 3
Ochsen 32
Rinder 143
Schweine 36
Schafe 242
Ziegen 16


Landwirtchaftlich genutzte Bodenfläche:
Ackerland 303 Morgen
Wiesen 180 Morgen
Gärten 11 Morgen


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Bei der Feldarbeit am Dreschplatz - Aufnahme um 1930


Wirtschaftliche Balance - Überschuß der Produktion über den Eigenbedarf:
Weizen 6 Mesten
Gerste 156 Malter - 6 Mesten
Hafer 314 Malter - 1 Mesten
Erbsen 17 Malter
Linsen 5 Malter - 6 Mesten
Bohnen 4 Malter
Lein 3 Malter - 3 Mesten
Kartoffeln 825 Malter - 8 Mesten
Flachs Im Wert von 316 Gulden und 30 Kreuzern


Landwirtschaftliche Produktion:
Gerste 31 Malter - 6 Mesten
Hafer 53 Malter
Kartoffeln 60 Malter - 6 Mesten



Berufliche Schichtung
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Für alle Bewohner ist die Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle. Im Nebenberuf sind vorhanden:

Siebmacher 2
Leinweber 1
Lumpensammler 2
Kuhhirt 1
Taglöhner 4
Butterhändler 1
Nadelmacher 2
Schafhirt 1
Schmied 1
Schreiner 1
Zimmermann 1

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Zimmerleute bei der Arbeit - Zimmerei Strieder um 1930 Der Dorfschmied Ferdinand Strieder in den 1930er Jahren


Die Entwicklung der Gemeinde 1511 bis 1866
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Jahr Häuser Kühe Pferde Ochsen Einwohner
1511 6 20 16
1535 11 38 16
1565 14 52 26
1570 16 54 29
1580 17 63 25
1590 17 65 27
1600 15 47 19
1605 14 44 20
1610 12 46 21
1618 15 52 17
1623 14 50 19
1628 16 45 12
1629 15 42 12
1633 15 30 10
1635 15 40 5
1636 4
1637 3
1638 3
1639 4
1641 2 1
1642 3 3 2
1643 3 2 4
1647 6 5
1648 8 5
1650 9 8
1653 19
1789 *143 3 32 41
1804 16 80 1 48 334
1810 359
1818 64 404
1826 433
1836 114 453
1846 131 517
1856 147 543
1866 156 647
* einschließlich der Rinder


Winkels war im Jahre 1511 das kleinste Dorf der Herrschaft Beilstein und stand hinsichtlich seiner Häuserzahl sogar hinter Wallendorf und Lödingen. Die Schwankungen in der Zahl der Häuser bis zum Dreißigjährigen Krieg erklären sich dadurch, daß nur die steuerpflichtigen Gebäude aufgeführt wurden. Zu beachten ist der Abstieg im Dreißigjährigen Krieg. Die Häuserzahl der Kriegsjahre führen nur die bewohnten Gebäude auf. Die anderen standen leer oder waren verbrannt. 1635 kam mit dem Mansfeldchen Einfall die Katastrophe. Sie vernichtete die Westerwälder Pferdezucht. An die Stelle des Pferdes trat nun der Zugochse.


Flurnamen und ihre Bedeutung
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Eselsweide: Früher Esels-, Ziegen- und Viehweide

Auf den Höfen: Hier standen vermutlich die ersten Häuser von Winkels (im Dreißigjährigen Krieg verfallen)

Unterm Hain: Hain = kleines Waldstück

Hoher Hain: Aufsteigender Höhenrücken

In der Hölle: Dunkles, ödes, brachliegendes, verwildertes Gelände (Nordseite kaum von der Sonne beschienen)

Ölmüller Wiese: Hier wurde früher Raps angebaut.

Schwarzfeld: Sumpfiges Gelände, einer Moorlandschaft ähnelnd.

Escherfeld: Vielleicht waren früher einmal hier Eschen angepflanzt worden.

In der Brüchwiese: Sumpfiges Wiesengelände.

Gänseköppel: Anhöhe nahe des Dorfes. Vielleicht wurden hier früher Gänse auf die Weide getrieben.

In der Nadelmühle: Haus am Bach. Herstellung von Nähnadeln in früheren Zeiten.

Am Galgenberg: Höhenzug, auf dem im Mittelalter vielleicht einmal ein Galgen errichtet wurde.

In der Auwiese: Schönes Wiesental am Faulbach

Im Feldchen: Ein paar Äcker inmitten von Wiesen

Im Börnchen: Wasserreiches Gelände mit kleinen Quellen und Rinnsalen

Hofäcker: Ländereien, die vielleicht einmal zum Maienburghof gehörten

Unterm Dorf: Wiesengelände unterhalb des Dorfes

Großes Triesch: Brachliegende Felder, die früher als Viehweide genutzt wurden

Buchholz: Basalthöhe

Maienberger Buchholz: Bewaldete Basalthöhe in der Nähe der Maienburg.



Wahlen in Winkels
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Bundestagswahl 6. September 1953
SPD 43
FDP 7
CDU 482
BHE 31
Wahlberechtigt: 586
Gültige Stimmen: 563


Landtagswahl 28. November 1954
SPD 52
FDP 4
CDU 444
KPD 1
BHE 34
Wahlberechtigt: 575
Abgegebene Stimmen: 544
Ungültige Stimmen: 9


Kreistagswahl 28. Oktober 1956
SPD 88
FDP 1
CDU 400
BHE 1
FVP 3
Wahlberechtigt: 595
Gütige Stimmen: 544
Ungültige Stimmen: 23


Bundestagswahl 15. September 1957
1. Stimme 2. Stimme
SPD 44 44
FDP 5 5
CDU 481 473
BHE 9 17
DP 1 1
Wahlberechtigt: 597
Abgegebene Stimmen: 548
Gültige Stimmen: 540 *

*Erst- und Zweitstimmen


Landtagswahl 23. November 1958
SPD 87
FDP 3
CDU 421
BHE 21
DP 1
Wahlberechtigt: 598
Abgegeben Stimmen: 556
Gütige Stimmen: 533


Bundestagswahl 17. September 1961
1. Stimme 2. Stimme
SPD 57 59
FDP 4 2
CDU 466 460
GDP 8 6
DFU 2 2


Kommunahlwahl 22. Oktober 1972
Winkels Großgemeinde
Mengerskirchen
SPD 204 562
CDU 408 1.431
FDP 16
BLW 190
FWG 793
Wahlberechtigt: 684 3.396
Abgeg. Stimmen: 637 3.095


Die Zahlen sind alten Unterlagen entnommen, die teilweise durch einen Wasserschaden unleserlich geworden sind. Deshalb wird hierfür keine Gewähr übernommen.



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