Winkels hat heute (1972) ungefähr 220 Häuser. Es ist ein Haufendorf und durch die
Hauptstraße in das Unter- und Oberdorf getrennt. Winkels hat nur noch 31
Schweine und 70 Kühe. Aber fast 2/3 davon gehören dem Bauern vom Aussiedlerhof.
Nur noch einige sind nebenberuflich Bauern. Sie verrichten ihre landwirtschaftliche Arbeit
meistens abends.
In Winkels gibt es drei Gaststätten, zwei Metzger, eine
Bäckerei, drei Lebensmittelhändler, zwei Textilgeschäfte, ein
Schuhgeschäft, zwei Tankstellen, zwei Tapeten und Farbgeschäfte, einen Steinmetz,
einen Friseursalon, einen Spengler und Installateur, einen Schneider und ein
Baugeschäft. Aber nur zwei Wirte, die zwei Metzger und der Bauunternehmer können
von ihrem Geschäft leben. Alle anderen haben noch einen Nebenerwerb.
Die erste Wasserleitung wurde 1912 gelegt. Vorher mußte die Bevölkerung ihr
Wasser am Brunnen holen. 1919 kaufte ein Geschäftsmann das erste Auto. 1923 gab es
das erste elektrische Licht.
Um 1860 sah das Dorfbild von Winkels noch anders aus. Es gab nur etwa 80 Häuser.
Diese waren aus Lehm gebaut (Fachwerkhäuser) und hatten ein langgezogenes Strohdach.
In der Mitte des Dorfes war ein großer freier Platz. Daneben stand ein Backhaus
(inzwischen abgerissen). Am Anfang jeder Woche sah man, wie die Frauen große Bretter
mit 5 - 15 Laib Brot dorthin trugen, um es backen zu lassen. Dieser notwendige
Brauch wurde noch bis 1950 beibehalten.
Winkels hat eine Gesamtgröße von 371 Hektar.
Davon sind:
Vor ungefähr 100 Jahren hatten wir 647 Einwohner. Bis zum Ersten Weltkrieg stieg
die Zahl auf 654. Im Ersten Weltkrieg mußten 24 Männer ihr Leben lassen. Die
Armut der Bewohner in Winkels, und überhaupt in ganz Deutschland, wuchs durch die
große Inflation nach dem Ersten Weltkrieg immer mehr. Wenn die Arbeiter ihren
Wochenlohn erhielten, hatten sie 1.000 Mark, 10.000 oder mehr und bekamen trotzdem am
nächsten Tag noch nicht einmal ein Brot dafür.
Wenn es in Winkels keine
Lebensmittel mehr gab, mußten die Bewohner trotz strenger Kälte, Regen oder
Hitze zu Fuß nach Weilburg gehen, um sich das Nötigste zu besorgen. Sie gingen
am frühen Morgen fort und kamen erst abends zurück, denn der Weg allein dauerte
schon 6 - 7 Stunden. Die Frauen hatten sehr viel zu arbeiten, denn früher gab es in
den Familien mehr Kinder als heute. Der Durchschnitt der Kinderzahl lag zwischen 6 und 10.
Durch die viele Feldarbeit, die die Frauen alleine verrichten mußten, da ihre
Männer im Frühling in die Stadt zur Arbeit fuhren und im Winter erst wieder
zurück kamen, fehlte es ihnen an der nötigen Pflege und Ernährung ihrer
Kinder. Daher war die Sterblichkeit der Säuglinge und Kleinkinder viel
größer als heute.
In den Jahren 1919 - 1921 sind in Winkels sehr viele Menschen an
einer Grippeepidemie gestorben. Bei der Armut der Bewohner konnte ein Arzt nur selten in
Anspruch genommen werden, da die Arztkosten und die Medizin selbst bezahlt werden
mußten. Auch waren die Medikamente früher noch nicht so gut wie heute. Denn
gerade in den letzten vierzig Jahren hat die Wissenschaft große Fortschritte gemacht.
Im Zweiten Weltkrieg sind in Winkels 78 Männer und 2 Frauen gestorben. 1946 hatten wir
mit den Evakuierten und den Flüchtlingen 850 Einwohner. Doch viele Flüchtlinge
wanderten wieder aus, und heute hat Winkels etwa 850 - 900 Einwohner. Die meisten
Einwohner sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Der älteste Bewohner ist 91 Jahre
alt.
Winkels war im Jahre 1511 das kleinste Dorf der Herrschaft Beilstein und stand
hinsichtlich seiner Häuserzahl sogar hinter Wallendorf und Lödingen. Die
Schwankungen in der Zahl der Häuser bis zum Dreißigjährigen Krieg
erklären sich dadurch, daß nur die steuerpflichtigen Gebäude
aufgeführt wurden. Zu beachten ist der Abstieg im Dreißigjährigen Krieg.
Die Häuserzahl der Kriegsjahre führen nur die bewohnten Gebäude auf. Die
anderen standen leer oder waren verbrannt. 1635 kam mit dem Mansfeldchen Einfall die
Katastrophe. Sie vernichtete die Westerwälder Pferdezucht. An die Stelle des Pferdes
trat nun der Zugochse.
Die Zahlen sind alten Unterlagen entnommen, die teilweise durch einen Wasserschaden unleserlich
geworden sind. Deshalb wird hierfür keine Gewähr übernommen.
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